FüRWIEN DAS MAGAZIN DER WIEN HOLDING Peter Hanke war 16 Jahre lang Chef der Wien Holding. Seit Mai 2018 ist er Stadtrat in Wien, jetzt zuständig für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke PETER, DU HAST ALS STADTRAT EINEN SEHR GROSSEN UND INTERESSANTEN BEREICH IN DEINER ZUSTÄNDIGKEIT. DREIEINHALB JAHRE STADTRAT IN WIEN, WIE SIND DEINE ERFAHRUNGEN. DU HAST BEIDE SEITEN ERLEBT, VIELE JAHRE LANG ALS GESCHÄFTSFÜHRER DER WIEN HOLDING UND JETZT ALS DER FÜR UNS ZUSTÄNDIGE STADTRAT, ALSO EINE DOCH SEHR UNTERSCHIEDLICHE SICHTWEISE? Es ist klar, dass Wirtschaft nicht gleich Politik ist und es unter- schiedlich ist, wo man steht. Deshalb gibt es für mich verschiedene Zugänge zu Pro- zessen. In der Wien Holding habe ich das Rüstzeug mitbe- kommen, um Leadership auch in der Politik zu zeigen. Jedes Jahr, das ich in der Holding ver- bracht habe, ist mir daher sehr wichtig, und ich freue mich, dass ich auf diesem Wissen auf- bauen kann und jetzt eben die großen Themen für die Stadt mitbestimmen kann. Dazu gehören natürlich die Budgetheraus forderungen der nächsten Jahre, wir haben jetzt das erste Doppel budget mit 33 Mrd. Euro beschlossen. Da geht es aber auch darum, die U-Bahn-Finanzierung für das nächste Jahrzehnt mit über 6 Mrd. Euro und die Investitionen für das klimaneu- trale Wien für die nächsten Jahre sicherzustellen. Das alles ist eine Kraftan strengung, und so, wie es zu Holding-Zeiten war, ist es jetzt auch hier: Man braucht das richtige Team. Auf mein Team war ich schon seinerzeit in der Wien Holding immer sehr stolz und bin es jetzt ebenso. Mir ist es natürlich ein Anliegen, dass die Stärken- felder der Holding weiter ausge- baut werden, und ich bin sicher, dass viele Themen ein gutes Zuhause finden werden. Mit Kurt Gollowitzer gibt es einen sehr guten Nachfolger, der in diese Tradition einzahlt. Ich bin überzeugt davon, dass das Team rund um die Wien Holding mit allen ihren Töchtern die Herausforderung der Zukunft meistern wird. SEIT FAST ZWEI JAHREN BEEIN- TRÄCHTIGT DAS CORONA-VIRUS UNSER ALLER LEBEN. AUCH DIE WIEN HOLDING IST DAVON – VOR ALLEM IM KULTURELLEN UND IM LOGISTIKBEREICH – SEHR BETROFFEN. WIE LASSEN SICH DIE AUSWIRKUNGEN FÜR DIE STADT SELBST AUS DEINER SICHT AM BESTEN BESCHREI- BEN? Der vierte Lockdown im Speziellen ist wiederholt ein schwerer Rückschlag für die Wiener Wirtschaft. Eine Woche Lockdown für Wien bedeutet rund 200 Mio. Euro Wert- schöpfung weniger. Das hinter- lässt Spuren in den Konzern- strukturen der Wien Holding, Kulturaktivitäten, die gestoppt sind, Veranstaltungen, die nicht gezeigt werden. All das führt zu leeren Kassen und massiven Herausforderung. Es ist gut, dass wir im Konzern der Wien Holding bilanziell gut aufgestellt sind und damit einiges abfedern können. Ich sehe es aber auch als wesent- lich, dass wir als Stadt über die Zurverfügungstellung von COVID-Hilfen und Subventionen diese schwierige Zeit gemeinsam 23 meistern. In Summe wurden in diesen letzten 20 Monaten über 650 Mio. Euro an COVID-Hilfen ausbezahlt und über 50 unter- schiedliche Maßnahmen getrof- fen, ein Zeichen, wie wir Arbeit und Wirtschaft in dieser Stadt auch in sehr schwierigen Zeiten ausbalancieren. UND ZUM ABSCHLUSS: WIE SIEHST DU DIE ZUKUNFT UNSERER STADT? Ich sehe ein großes Potenzial im Bereich der Technologien, wenn es um die großen Themen geht, die jetzt konzentriert bearbeitet werden müssen. Das ist einer- seits die Klimaneutralität mit dem Energiesektor. Wien hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu werden. Wir müssen also jetzt schon die gro- ßen Brocken bis dahin angehen. Das betrifft auch das Thema Wohnen mit wärmedämmender Isolierung und Maßnahmen, die uns unabhängig machen. Auch der Ausstieg aus fossilen Energie lieferanten wie etwa Gas sowie die Mobilitätswende gehören dazu, wenn es darum geht, den öffentlichen Verkehr auszubauen und den Individual- verkehr dennoch zu ermögli- chen. Das alles sollte in einer Kraftan strengung der nächsten 19 Jahre münden, für die diese Stadt gut aufgestellt ist. Es geht immer darum, dass man den Wettbewerb mit anderen Städten ernst nimmt, und wir sind in vielen Dingen jetzt schon Europameister. Aber ich glaube, dass wir diese Position durch konzentriertes Arbeiten auch über die nächsten Jahre halten können und damit auch dieses leistbare und lebenswerte Wien weiter ausbauen. R E Z L O H S A I B O T : O T O F PETER HANKE TRÄGT ALS STADTRAT ZU EINEM LEBENSWERTEN UND WETTBEWERBS- FÄHIGEN WIEN BEI