Wien Holding News
Neue Sonderausstellung „Die Trias der Wiener Klassik“
Von 19. Februar 2020 bis 31. Jänner 2021 zeigt das Mozarthaus Vienna, ein Museum der Wien Holding, seine neue Sonderausstellung „Die Trias der Wiener Klassik: Haydn – Mozart – Beethoven. Gemeinsamkeiten – Parallelen – Gegensätze“ in Kooperation mit der Internationalen Joseph Haydn Privatstiftung Eisenstadt.
In der von Dr. Walter Reicher kuratierten Sonderausstellung wird anhand von ausgewählten Themenbereichen und mithilfe von exklusiven Objekten und Texten diesen drei Giganten der Musikwelt nachgespürt. Auch optisch gibt es dabei einige Neuerungen: Die Wiener Designerin Julia Landsiedl und Kurator Walter Reicher haben für die neue Sonderausstellung gemeinsam ein Konzept entwickelt, das Farbe in den Ausstellungsraum bringt. Mit Großporträts, Farbcodes und einer durchgestylten Timeline wird den BesucherInnen die neue Ausstellung nähergebracht.
Drei Giganten der Musikwelt
Mozart und Haydn waren eng befreundet und musizierten gemeinsam in Mozarts Wohnung in der Domgasse 5. Beethoven – dessen 250. Geburtstag 2020 gefeiert wird – wäre gern ein Schüler Mozarts geworden, später wurde Haydn sein Lehrer.
Die neue Sonderausstellung geht den Beziehungen der drei Giganten der Musikwelt ebenso nach wie anderen Aspekten dieser herausragenden Künstlerpersönlichkeiten: Was sind ihre jeweiligen Beiträge zur Entwicklung der „Wiener Klassik“? Was verband sie persönlich miteinander? Was hielten sie voneinander? Finden sich Parallelen in ihren Lebensläufen und Weltanschauungen? Welche Kindheitserfahrungen und Lehrer prägten sie? All diese Fragen – bis hin zu ihren jeweiligen Ab- und Nachleben und ihren unterschiedlichen Eingängen in die Popularkultur –, werden in der Ausstellung durch ausgewählte Objekte und Texte anschaulich dargestellt.
Die gemeinsamen Lebensdaten von Joseph Haydn, Wolfgang Amadé Mozart und Ludwig van Beethoven umfassen fast ein Jahrhundert (1732–1827) und reichen vom Barock bis hinein in die Romantik. Dazwischen liegt die Epoche, die als „Wiener Klassik“ in die Musikgeschichte eingegangen ist, und in der es vor allem diese Trias war, die die klassische Musik nachhaltig prägte und revolutionierte.
Die Trias
Als Ludwig van Beethoven im November 1792 von Bonn aufbrach um bei Joseph Haydn in Wien zu studieren, gab ihm sein Freund Ferdinand Graf Waldstein den Wunsch mit, er solle „Mozarts Geist aus Haydns Händen“ erhalten. Er benannte damit als erster die Trias der Wiener Klassik: Haydn – Mozart – Beethoven. Fünf Jahrzehnte später nannte Robert Schumann dann das „in allen Quartettvereinen als stereotype Grundlage vorherrschende Triumvirat: Haydn, Mozart, Beethoven“. Diese Vorherrschaft der drei Giganten, mit den von ihnen entwickelten musikalischen Sprachen und Formen, wurde für die nachfolgenden Komponistengenerationen sogar als übermächtig angesehen.
Eine ganz neue Art der Musik
Als Joseph Haydn im Jahr 1781 seine soeben fertiggestellten sechs Streichquartette op. 33 „von einer neuen, ganz besonderen Art“ ankündigte, verfestigte er endgültig, womit er ungefähr ab Mitte der 1760er Jahre begonnen hatte: die Leere der damaligen Modemusik zu überwinden. Als primär entscheidend wird dabei seine Eroberung eines neuen Ausdrucksstils und die Umdeutung bestehender Gattungen angesehen. Dies führte zu einer für die Zukunft ganz besonders bedeutsamen Herauskristallisierung dreier klassischer Formen, die sich Generationen hindurch behaupten sollten: die Symphonie, das Streichquartett und die Klaviersonate. Haydn hat sie in diesen Jahren so überzeugend und so individuell neugeformt, dass man ihr Werden als klassische Form von dieser Zeit ab datiert.
Der intensive Kontakt, den Mozart mit Haydn dann in den 1780er Jahren pflegte, wurde ein Jahrzehnt später von Beethoven ähnlich intensiv fortgeführt, der dem Stil seiner Vorgänger weitere Dimensionen erschloss. So konnte auch er seinem Leipziger Verleger die kurz zuvor entstandenen „Eroica-Variationen“ als „auf einer wirklich ganz neuen Manier bearbeitet“ ankündigen.
Drei Komponisten auf Augenhöhe
Das Verhältnis bedeutender Persönlichkeiten zueinander kann von gegenseitiger Wertschätzung bis hin zu Rivalität reichen. Trotz des großen Altersunterschieds zwischen Haydn und Mozart bestand zwischen den beiden eine tiefgehende menschliche und künstlerische Sympathie und gegenseitige Wertschätzung. Beide verstanden die Größe des Freundes und gaben dies auch frei von Neid offen zum Ausdruck. Nachdem Mozart Haydns Streichquartette op. 33 kennengelernt hatte, eröffnete sich für ihn ein neuer Zugang zu dieser Gattung, der in eigenen sechs Streichquartetten mündete, die er seinem Freund und „Papa“ Joseph Haydn widmete. Als Haydn von Mozarts Tod im Dezember 1791 erfuhr, bereitete er gerade in London seine nächste Konzertsaison vor. Seine Erschütterung über den frühen Tod seines Freundes verarbeitete Haydn daraufhin als sein „Adieu an Mozart“ im zweiten Satz seiner Symphonie Nr. 98.
Ob Beethoven bei seinem vergeblichen Versuch bei Mozart zu studieren diesen auch tatsächlich getroffen hat ist zwar ungewiss, aber doch wahrscheinlich. Jedenfalls blieb Mozarts Einfluss auf sein Werk über dessen Tod hinaus bestehen. Sein Lehrer Joseph Haydn half ihm in Wien Fuß zu fassen. Beethoven hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt mit einem Klavierkonzert in einer von Haydn veranstalteten Akademie im Wiener Hofburgtheater. Sein erstes von ihm selbst veranstaltetes Konzert eröffnete er mit Werken von Mozart und Haydn. Erst später spielte er in seinen Konzerten nur noch eigene Werke.
Bei Haydns letztem öffentlichen Auftritt anlässlich seines 76. Geburtstages, bei dem sein Oratorium „Die Schöpfung“ aufgeführt wurde, war auch Beethoven anwesend. Für seine Hausmusikabende wünschte Beethoven, dass man ihm alle Partituren von Haydn und Mozart sende. Auch Haydns „Requiem für Mozart“, seine Symphonie Nr. 98, befand sich im Nachlass von Ludwig van Beethoven.
Dass Beethovens letztes abgeschlossenes Werk ein Streichquartett ist, schließt den Kreis der Trias der Wiener Klassik, studierte er doch in seinen jungen Jahren Haydns und Mozarts Streichquartette, indem er sie aus den gedruckten Stimmen in Partitur schrieb.
Weitere Informationen:
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