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Leonard Bernstein während eines ORF-Interviews am Dach des Hotel Sacher © First Look/picturedesk.com

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Di, 16. Okt 2018 Jüdisches Museum Wien

Leonard Bernstein. Ein New Yorker in Wien

Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, feiert den 100. Geburtstag des Stardirigenten und Komponisten mit einer Ausstellung, die die spannungsgeladene Beziehung zwischen dem New Yorker Leonard Bernstein und der Musikstadt Wien in den Mittelpunkt stellt. Dabei würdigt die Schau, die von 17. Oktober 2018 bis 28. April 2019 im Museum Judenplatz zu sehen ist, den großen Künstler auch als politischen Menschen und befasst sich mit seinen jüdischen Wurzeln.

Eine transatlantische Musikaffäre
Musikalisch sozialisiert in der Synagoge seiner Kindheit in Boston, ausgebildet in Harvard und beruflich in New York zu Hause, verband Leonard Bernstein eine lebenslange Beziehung mit Wien. Von 1966 bis zu seinem Tod 1990 kam er, vor allem für seine Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern, immer wieder nach Wien. Das Orchester entwickelte ein nahes, wenn auch nicht konfliktfreies Verhältnis zu ihrem Ehrenmitglied.

Bernstein hatte als Jude ein ambivalentes Verhältnis zu Wien. Bald nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte man sich hier um den Star aus New York. Mehrere Einladungen an ihn wurden ausgesprochen, doch Leonard Bernstein zögerte. Nicht nur war ihm die jüngere österreichische Geschichte bewusst, sondern auch die NS-Vergangenheit der Wiener Philharmoniker. Als er 1966, 21 Jahre nach der Shoah, erstmals mit den Wiener Philharmonikern an der Staatsoper arbeitete, schrieb er an seine Eltern, dass er Wien unbeschreiblich genieße, so sehr man das als Jude könne.

Trotz seiner gemischten Gefühle gegenüber der Stadt entwickelten sich die musikalischen Beziehungen wunderbar. Leonard Bernstein prägte die Wiener Philharmoniker auf vielfältige Weise und sorgte als Dirigent für viele Sternstunden, die Musikgeschichte schrieben. Er brachte den Philharmonikern – gegen anfängliche Widerstände – den verdrängten Gustav Mahler zurück. Seit Bernstein sind die Werke Gustav Mahlers im philharmonischen Repertoire verankert.

Als, wie er sagte, "Therapie gegen deutschen Nationalismus" trug er in Wien ab 1966 gerne eine Trachtenjacke. Sein Motiv, dieses Kleidungstück zu tragen, führt zu seiner Wiener Gefühlswelt zu einem Zeitpunkt, als für ihn noch in keiner Weise klar war, ob sich aus diesem Gastspiel eine langjährige Beziehung entfalten würde. Bernstein begriff die Kulturpolitik und auch die österreichische Bundespolitik schnell. Die Liebe zu Wien, an der er 1966 noch gezweifelt hatte, begann sich zu entwickeln. Bernstein konnte Wien als seine persönliche Musik-Märchenstadt begreifen, sich an dem ihn verehrenden Publikum erfreuen, ihm gegenüber aber dennoch skeptisch bleiben.

Otto Perl – der Schneider aus Wien
Ein Highlight der Ausstellung bildet ein Frack von Leonard Bernstein, denn er ist indirekt mit Wien verbunden. Sein Schneider, Otto Perl, war ein Wiener Jude, der 1938 – nach zehnmonatiger KZ-Haft in Dachau und Buchenwald – seine Heimatstadt verlassen musste und in den USA Zuflucht fand. Herr Perl und seine Frau Susanne saßen bei Konzerten in der ersten Reihe, um zu sehen, ob der Frack beim Dirigieren auch genug Spielraum für Bernstein bot und dennoch keine Falten warf. Fast vierzig Jahre lang nähte Otto Perl Anzüge und Fracks für Bernstein, die dieser bei all seinen Aufritten rund um die Welt trug.

Nicht nur der Frack, sondern auch andere Objekte aus der Sammlung von Otto Perls Sohn Martin E. Perl werden in der Ausstellung zu sehen sein.

"Überall um ihn herum war Liebe"
Leonard Bernstein eroberte das Wiener Publikum in kürzester Zeit. Er war der neue musikalische Held – in jener Stadt, deren jüdische Bevölkerung wenige Jahre zuvor fast zur Gänze vertrieben und ermordet worden war. Die Menschen liebten Bernstein und er liebte die Menschen. So hatte er auch in Wien eine starke Verbindung zu einigen seiner Fans, zu denen unter anderem Renate Wunderer zählte. Als Dank für den himmlischen Musikgenuss schenkte sie Bernstein von ihrer Mutter selbstgemachte Vanillekipferl. Daraus entstand eine lebenslange Freundschaft und ein Gedicht, das Bernstein über die Delikatesse verfasste.

"Leonard Bernstein. Ein New Yorker in Wien" ist von 17. Oktober 2018 bis 28. April 2019 im Museum Judenplatz (Jüdisches Museum Wien), einem Museum der Wien Holding, zu sehen. Zu der von Werner Hanak und Adina Seeger kuratierten und von Stefan Fuhrer gestalteten Ausstellung erscheint auch ein zweisprachiger Katalog zum Preis von 24,90 € im wolke verlag mit zahlreichen Abbildungen. Das Museum Judenplatz (Judenplatz 8, 1010 Wien) ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet. Das Jüdische Museum Wien in der Dorotheergasse 11, 1010 Wien ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen:
Jüdisches Museum Wien
Jüdisches Museum Wien - Facebook

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