Wien Holding News
Bevölkerungsprognose Wien der Akademie der Wissenschaft
Eine neue Prognose macht vor allem den Zuzug aus EU-Ländern dafür verantwortlich. Für Stadterweiterungsgebiete werden Spitzenwerte von bis zu 60 Prozent prognostiziert.
Der Wiener Integrationspolitik stehen intensive Jahre bevor. Grund: Gemäß einer neuen Studie wird die Bevölkerung bis zum Jahr 2035 auf zwei Millionen Einwohner wachsen. Hauptverantwortlich dafür ist jedoch nicht die Fertilität der bereits heute in Wien lebenden Menschen, sondern der massive Zuzug von Migranten aus dem Ausland. Die Problematik daran ist, dass sich die in einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) bestätigte Tendenz zur Ghettobildung weiter verstärken wird. Und: Davon betroffen sein werden nicht nur die bereits heute bekannten Problemzonen im Bereich des westlichen Gürtels, sondern auch die Stadterweiterungsgebiete Flugfeld Aspern, der neue Zentralbahnhof und der Nordbahnhof.
Gemäß den Zahlen, die aus der „Kleinräumigen Bevölkerungsprognose Wien 2005 bis 2035“ hervorgehen, wird der Ausländeranteil im gesamten Stadtgebiet von heute 19 (309.000) auf künftig 28 Prozent (560.000) steigen. Die Zielgebiete werden sich äußerst ungleichmäßig auf die 262 untersuchten Grätzel aufteilen.
60 Prozent Ausländer in Aspern – Großteil EU-Bürger
Laut Prognose werde allein das Flugfeld Aspern 6000 Ausländer aus aller Herren Länder anziehen. 2020 sollen dort jedoch nur 400 österreichische Staatsbürger leben. Bewahrheitet sich die Vorhersage, wird der Ausländeranteil im Stadterweiterungsgebiet also 60 Prozent betragen. Zum Vergleich: Den größte Ausländeranteil heute hat Rudolfsheim-Fünfhaus mit 30,7 Prozent.
Ähnlich verläuft die Prognose für die Region um den neuen Zentralbahnhof (heute Südbahnhof), für die ein Migranten-Anteil von 61 Prozent erwartet wird.
Keine Dramatisierung
Für den Statistik Austria-Demografen Gustav Lebhart – er hat die Studie im Auftrag der MA18 (Stadtentwicklung und Stadtplanung) erstellt – ist die Entwicklung keineswegs dramatisch und für europäische Großstädte sogar typisch. Jedoch: „Die integrationspolitischen Herausforderungen könnten sich künftig noch verschärfen, vor allem im Bereich des Bildungswesens angesichts der prognostizierten Zunahme des Anteils der ausländischen Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung.“ Aber auch im Bereich der beruflichen Weiter- und Erwachsenenbildung könnten die Anforderungen an die Bildungspolitik durch den zu erwartenden Anstieg der Bevölkerung mit Migrationshintergrund steigen, so Lebhart weiter.
Zurückzuführen ist der starke Ausländer-Zuzug nicht nur auf Migranten aus klassischen Herkunftsländern wie Ex-Jugoslawien oder der Türkei, sondern auf Bürger aus den (neuen) EU-Nachbarländern, für die auf Grund ihres Status als EU-Bürger kein praktischer Grund zur Annahme der österreichischen Staatsbürgerschaft besteht. Beispielsweise bemüht sich der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF) auf dem Flugfeld Aspern explizit um die Ansiedlung von Menschen aus der Centrope-Region (Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn).
Angesichts des stark steigenden Ausländeranteils ortet die MA18 zwar einerseits einen zunehmenden Bedarf an institutionellen Integrationsangeboten, schwächt gleichzeitig aber auch wieder ab. „Die Integration von EU-Bürgern ist natürlich einfacher als die Integration von Menschen aus einem völlig anderem Kulturkreis“, so MA18-Leiter Thomas Madreiter.
Immer mehr EU-Bürger
Einen weiteren Grund dafür, dass sich in den neuen Stadterweiterungsgebieten hauptsächlich EU-Bürger ansiedeln könnten, nennt der stellvertretende Leiter des Instituts für Stadt- und Regionalforschung der ÖAW, Josef Kohlbacher. „Erfahrungsgemäß tendieren Zuwanderer aus dem EU-Raum nicht dazu, in traditionelle Gastarbeiterbezirke zu ziehen.“