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​Danielle Spera mit Zeichnungen von Simon Wiesenthal im Jüdischen Museum Wien © JMW

Wien Holding News

Do, 3. Mai 2018 Jüdisches Museum Wien

JMW erwirbt Architekturzeichnungen Simon Wiesenthals

Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, konnte mit Hilfe des amerikanischen Freundesvereins des Jüdischen Museum Wien einen der letzten architektonischen Entwürfe Simon Wiesenthals aus dem Jahr 1945 für seine Sammlungen erwerben.

Das Konvolut besteht aus 60 detailreichen Plänen und Zeichnungen für ein nie erbautes Café, das Simon Wiesenthal für einen Mithäftling im KZ Mauthausen entwarf. Es ist ein einzigartiges und signifikantes Zeugnis des Überlebens im mörderischen System des Nationalsozialismus.

Die Zeichnungen sind um die Zeit der Befreiung Mauthausens entstanden
Direktorin Danielle Spera betont: "Diese bemerkenswerte Entdeckung möchten wir im Gedenken an die Befreiung Mauthausens bekanntgeben." Die Nachforschungen des Teams des Jüdischen Museum Wiens haben ergeben, dass die finalen Entwurfszeichnungen in den Wochen nach der Befreiung Mauthausens entstanden sind. Obwohl Simon Wiesenthal in seinen Memoiren die Entstehung dieser Architekturentwürfe in die Zeit seiner Inhaftierung im Konzentrationslager Mauthausen datiert, sind die Zeichnungen, die nun in die Sammlungen des Jüdischen Museums Wien eingegliedert werden, eindeutig finale Präsentationsunterlagen, die einem Auftraggeber direkt übergeben hätten werden können. Das die Entwürfe in den Wochen oder Monaten nach der Befreiung Mauthausens entstanden sind, lässt sich auch durch die Ebenheit der Arbeiten und dem Fehlen von Flecken, Schmutz oder Rissen des Papiers untermauern.

"Es half mir zu vergessen wo ich war"
Simon Wiesenthal ist bis heute als jene Person bekannt, die Adolf Eichmann ausfindig gemacht und sein Leben der Gerechtigkeit für die Opfer der Shoah gewidmet hat. Vor der Besetzung Polens und seiner Verfolgung durch die Nationalsozialisten arbeitete Wiesenthal als Architekt. Während seiner Inhaftierung im KZ Mauthausen lernte er den Polen Eduard Staniszewski kennen, einen Kaffeehändler. Dieser wollte nach Kriegsende ein Kaffeehaus in der Stadt Posen eröffnen und bat Simon Wiesenthal das "Café As" zu entwerfen. Wiesenthal fertigte erste Skizzen für das Café und sogar Entwürfe für die Kleidung der Kellner an. Wiesenthal arbeitete nach der Befreiung des Konzentrationslagers von Mai bis Juli 1945 an den Zeichnungen, die er nach Skizzen aus Mauthausen anfertigte. Zur Errichtung des "Café As" kam es jedoch nie.

"Er brachte mir Papier und Bleistifte; dann fing ich an, zu zeichnen. Das half mir meine Umgebung zu vergessen, so dass ich nicht mehr an alle die Toten und Sterbenden um mich her denken musste. Ich stellte genaue Zeichnungen für das Café her und entwarf sogar die Kostüme für die Kellnerinnen. Während ich auf meiner Pritsche lag, zeichnete ich so viele Pläne, dass alle zusammen ein richtiges Buch ergaben. Staniszewski freute sich und brachte mir mehr Brot. Wir unterhielten uns stundenlang über die Farben der Teppiche und die Form der Tische. Er nahm die Pläne mit heim. Vor einigen Jahren traf ich ihn, da erzählte er mir, er bewahre sie noch immer auf. Leider konnte er sein Vorhaben nie verwirklichen. Aus dem Café ist nichts geworden", schreibt Wiesenthal in seiner Biographie (Doch die Mörder leben, 1967, Seite 57)

Ausstellung der Zeichnungen für 2019 geplant
Das Jüdische Museum wird Simon Wiesenthals Zeichnungen für das "Cafè As" in einer Ausstellung im Jüdischen Museum Wien ab Frühjahr 2019 präsentieren. Kuratorin Astrid Peterle zeichnet dabei die Entstehung dieses einzigartigen Dokuments des Überlebens nach und bettet es in seinen historischen Kontext sowie Simon Wiesenthals Lebenswerk.

Weitere Informationen:
Jüdisches Museum Wien
Jüdisches Museum Wien - Facebook

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